Plastik hat im Biomüll nichts verloren: Kampagne soll aufklären

Plastik hat im Biomüll nichts verloren: Kampagne soll aufklären

Fremdstoffe im Biomüll werden zunehmend zum Problem für die kommerzielle Verwertung der Bioabfälle und stellen auch eine erhebliche Umweltbelastung dar. Das haben der Abfallwirtschaftsbetrieb Landkreis Aurich (AWB) und die MKW GmbH & Co. KG festgestellt und deswegen gemeinsam mit der Auricher Agentur Fecht & Helmig eine Kampagne entwickelt, mit der sie über die richtige Mülltrennung aufklären wollen. „Ziel der Kampagne ist es, die Bürgerinnen und Bürger zu informieren und zu sensibilisieren. Oft ist ein so genannter Fehlwurf keine Absicht, sondern passiert einfach aus Unwissenheit“, erläutert Agentur-Geschäftsführer Dr. Udo Fecht.

Aus den gesammelten Bioabfällen des Landkreises wird ein Teil zu Biogas vergoren und dieses energetisch genutzt. Ein weiterer Teil wird – gemeinsam mit festen Gärresten aus der Biogasanlage – zu hochwertigem Kompost verarbeitet, der hauptsächlich in der Landwirtschaft zur Bodenverbesserung und Düngung eingesetzt wird. Im Jahr 2018 wurden insgesamt ca. 14.000 Tonnen Bioabfallkompost, ca. 7.300 Tonnen Flüssigdünger und ca. 2.000.000 Nm³ Biogas erzeugt. Aus Letzterem wurden rd. 4,8 Mio. kWh Strom produziert, der ins öffentliche Netz eingespeist wurde und ca. 1.200 Haushalte mit Strom versorgt hat.

Seit Jahren ist festzustellen, dass der in den Biotonnen im Kreis Aurich gesammelte Bioabfall hohe Anteile an Fremdstoffen enthält, berichtet Hans-Hermann Dörnath, Leiter der Abfallwirtschaft. Hierzu gehören Kunststoffe wie Mülltüten und Verpackungen, aber auch Glas, Textilien, Metalle, Hygieneprodukte und vieles andere, was nichts in der Biotonne zu suchen hat. Die MKW betreibt deshalb einen großen Aufwand, um den Bioabfall von Störstoffen zu befreien und um den Eintrag von zum Beispiel Kunststoffen in die Umwelt zu vermeiden und damit die Umwelt zu schützen. 

Da bundesweit festzustellen war, dass in dem Produkt „Bioabfallkompost“ erhöhte Anteile von Fremdstoffen vorzufinden waren, die über die Verwertungskette in Böden gelangt sind, hat der Gesetzgeber in den letzten Jahren Kriterien in der Bioabfall-Verordnung und der Düngemittel-Verordnung festgelegt, die Verwertungsanlagen erfüllen müssen.  Diese Kriterien wurden zwischenzeitlich zunehmend verschärft, so dass auch die MKW mit ihren Anlagen Probleme hat, die Anforderungen zu erfüllen. Darüber hinaus verursacht das Heraussortieren der Störstoffe hohe Kosten, die vom Gebührenzahler getragen werden müssen. So wurden im letzten Jahr rd. 500.000 € aufgewendet, um die aus dem Bioabfall heraussortierten Störstoffe fachgerecht zu entsorgen.

Zunehmend besteht die Gefahr, dass die technischen Mittel zur Bioabfallaufbereitung nicht ausreichen, um die Anforderungen an die Kompostverwertung zu erfüllen. Geschieht dies, müsste der Kompost als Beseitigungsabfall einer Verbrennungsanlage zugeführt werden, was wiederum hohe Kosten verursachen und zu einer Mehrbelastung des Gebührenhaushalts führen würde. Daher hat sich die Abfallwirtschaft des Landkreises Aurich entschlossen, ein Maßnahmenpaket zu entwickeln, mit dem die Qualität des Bioabfalls langfristig erhöht und der Störstoffanteil in der Biotonne auf ein Minimum reduziert werden kann. Nur so könne der Bioabfall weiterhin hochwertig verwertet und die Umwelt geschützt werden, so Dörnath weiter.

Dieses Maßnahmenpaket besteht zunächst aus einer verstärkten Aufklärungs-  und Öffentlichkeitsarbeit, um ein Bewusstsein in der Bevölkerung für die Wichtigkeit des gründlichen Sortierens von Abfällen – hier im Speziellen von Bioabfällen - zu erzeugen, erläutert Yves Knoblich (Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit des Abfallwirtschaftsbetriebs Landkreis Aurich).

In Form einer Informations-Kampagne, die gemeinsam mit der Agentur Fecht & Helmig entwickelt wurde, wird über Plakataktionen, Aufkleber, Broschüren des Landkreises und der Abfallwirtschaft und Flyer Aufmerksamkeit und Bewusstsein in der Bevölkerung erzeugt. Über gezielt verteilte Flyer, den Internetauftritt „trenndichkorrekt.de“ und Präsenz der Kampagne auf eigenen Veranstaltungen (MKW-Aktionstage) sowie Infoständen auf Messen, Markttagen oder in Supermärkten sollen dann Hintergrundinfos, Tipps und Tricks zum korrekten Sortieren, Sammeln, Entsorgen und Verwerten von Bioabfällen weitergegeben werden.

Die Hauptbotschaften der Kampagne sind, dass

  • Bioabfall ein hochwertiger Ausgangsstoff für nachhaltige Recyclingprodukte ist.

  • Bioabfall möglichst lose in die Bioabfalltonne gehört.

  • auf keinen Fall Plastiktüten oder Bioplastiktüten zur Entsorgung von Bioabfällen verwendet werden dürfen.

  • wenn überhaupt, nur entsprechende Papiertüten oder Zeitung/Küchen-Crêpe zum Einschlagen des Bioabfalls genutzt werden sollten und dürfen.

  • Hygieneartikel wie Windeln, Wattestäbchen etc. grundsätzlich nicht in die Biotonne gehören – genauso wie Verpackungsmaterialien aus Kunststoff, Glas oder Metall.

  • Störstoffe im Zweifel nicht nur der Abfallwirtschaft des Landkreises und der Umwelt schaden, sondern auch dem eigenen Geldbeutel durch erhöhte Abfallgebühren.

Die Erfolgskontrolle erfolgt durch einen verstärkten Einsatz feiner eingestellter Metalldetektoren an den Abfallsammelfahrzeugen, ggf. stichprobenhafte Kontrollen der bereitgestellten Abfallbehälter sowie Hinweiszettel und – im Wiederholungsfall – das Stehenlassen fehlbefüllter Abfallbehälter.

Um keinen zusätzlichen Abfall zu produzieren, bedient sich die Kampagne vorwiegend vorhandener Kanäle wie den auffällig roten Abfallsammelfahrzeugen oder dem jährlich erscheinenden Abfall- und Umweltratgeber, der an alle Haushalte im Landkreis verschickt wird.  Zudem wurde bei der Kampagnen-Entwicklung großer Wert auf Regionalität. „Diese Authentizität erhöht gleichzeitig die Aufmerksamkeit der Bürgerinnen und Bürger“, erklärt Fecht.

Das Kampagnenkonzept basiert auf Testimonials, also bekannten Persönlichkeiten, die einen regionalen Bezug zu Ostfriesland bzw. speziell zum Landkreis Aurich haben. Als Testimonial fungiert unter anderem ProSieben-Moderator Harro Füllgrabe. Seine Teilnahme begründet der Moderator wie folgt: „Umweltschutz kann so einfach sein und beginnt bereits im eigenen Haushalt. Als gebürtiger Auricher unterstütze ich die Kampagne zum Schutz meiner Heimat natürlich sehr gerne“. Landrat Olaf Meinen und der vom Ossiloop bekannte Moderator Heino Krüger haben ihre Teilnahme ebenfalls bestätigt.

„Die beste Abfall- und Kreislaufwirtschaft und die Idee von möglichst nachhaltigem Recycling kann am Ende nur durch die Mithilfe unserer Bürgerinnen und Bürger funktionieren. Jeder hat ein Interesse daran, dass dies auch im Landkreis Aurich gelingt – im Sinne des Umweltschutzes und am Ende auch mit Blick auf stabile Abfallgebühren“, resümiert Landrat Olaf Meinen.