Hohe Auszeichnung für einen Pionier des Vogelschutzes

Hohe Auszeichnung für einen Pionier des Vogelschutzes

Seit fast 60 Jahren setzt sich Dr. Manfred Temme für den Natur- und Umweltschutz ein. Dafür ist der Norderneyer jetzt mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden.  Temme, der 1937 in Münster geboren wurde, habe sich nicht nur um Norderney, sondern auch um den gesamten Landkreis Aurich verdient gemacht, sagte Landrat Harm-Uwe Weber  am vergangenen Freitag während einer Feierstunde im „Teehuus“ des Heimatvereins.

Seit 1980 hat Manfred Temme seinen Wohnsitz wieder auf der Insel. Aber bereits seit den 1960er-Jahren und somit bereits weit vor der Gründung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, hatte er sich zunächst auf der Insel Scharhörn – einer Außenstelle der Vogelwarte Helgoland – und dann auf Norderney ehrenamtlich für den Naturschutz eingesetzt.

Mit Fug und Recht dürfe man Temme als Pionier bezeichnen, was die systematische Erfassung und Dokumentation von Vogelarten auf Norderney angehe, stellte der Landrat fest: „Vor Ihnen war die Insel avifaunistisch praktisch noch ein weißer Fleck auf der Karte“, zitierte Weber aus einer Stellungnahme des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) zu dem Ordensvorschlag.

Temme hat nicht nur die auf Norderney brütenden Vogelarten erfasst oder die Veränderungen der Zugvogelwelt dokumentiert, sondern über Jahrzehnte hinweg auch den Südstrandpolder kartiert und die so gewonnenen Daten aufbereitet.  Auf seine Initiative hin wurde der Bereich dann in den Jahren 1987/88 renaturiert und umgestaltet. „So entstand ein attraktiver Lebensraum für viele Brut- und Rastvogelarten“, machte Weber deutlich. Die damals angelegten Teiche sind heute ein beliebtes Fotomotiv, das nicht nur unzählige Bilder der Insel ziert, sondern auch vom Weltraum aus gut sichtbar ist. Temmes Wirken strahle im wahrsten Sinne des Wortes bis in das All hinaus, so Weber: „Das können nun wirklich nicht viele Menschen von sich sagen.“ Darüber hinaus habe der Geehrte viele Jahre lang den Vogelzug über der südlichen Nordsee studiert und auch immer wieder über dieses Thema publiziert. Heute seien diese Daten als Grundlagen wichtig und beispielsweise in die Beurteilung von Offshore-Windparks eingeflossen. Auch hiermit habe Temme Pionierarbeit geleistet, sagte Weber.

Nach Auslandsaufenthalten war der Wahl-Insulaner 1980 nach Norderney zurückgekehrt, wo er für den Deutschen Wetterdienst arbeitete. In seiner Freizeit setzte der promovierte Biologe die Erforschung der Tierwelt fort. In seinem Buch „Die Vögel der Insel Norderney“ hat Temme seine Beobachtungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Auch heute noch setzt er sich in vielfältiger Weise für den Schutz der Flora und Fauna auf Norderney ein. So ist er als Mitglied der ehrenamtlichen Nationalparkwacht bei der Betreuung und Erfassung der Brut- und Zugvogelarten aktiv. Seit vielen Jahren unterstützt Temme auch die örtliche NABU-Gruppe. Im Sommer ist er nach wie vor regelmäßig am Südstrandpolder anzutreffen, um dort Gäste und Einheimische für die Vogelwelt und die Nationalpark-Idee zu begeistern. Auch in Fachkreisen sei seine Meinung zu den unterschiedlichsten Themen des Naturschutzes immer noch gefragt, sagte Weber.

Die Wintermonate verbringt Temme seit seiner Pensionierung an der Algarve. Dort unterhält er ehrenamtlich eigene kleinere Forschungsprojekte zur portugiesischen Vogelwelt. Eine erweiterte Neuauflage seines Buches „Vögel der Algarve“ ist gerade erst erschienen.

Temmes Wirken habe Spuren hinterlassen und sei in Zeiten zunehmenden Artenschwundes wichtiger denn je, hob Weber hervor. Darum habe er sich die hohe staatliche Auszeichnung verdient. Und vielleicht würden ja die Gewässer am Südstrandpolder demnächst auch ganz offiziell den Namen des Geehrten Tragen, meinte Weber: „Im Volksmund heißen sie ja ohnehin schon Temme-Teiche.“

Trotz seines umtriebigen Lebens sei Manfred Temme der Insel immer treu geblieben, machte Bürgermeister Frank Ulrichs deutlich: „Auch und gerade hier, in Ihrem unmittelbaren Lebensumfeld, bietet sich mit einem der weltweit bedeutungsvollsten und vogelreichsten Schutzgebiete ein Schatz, den es auch und gerade durch Ihre Forschungsarbeit zu heben galt und weiterhin gilt“, sagte der Bürgermeister.

Die Auszeichnung erfülle ihn mit Stolz, betonte Dr. Manfred Temme abschließend.