Bessere ambulante Versorgung ist das gemeinsame Ziel

Bessere ambulante Versorgung ist das gemeinsame Ziel

Tagung bringt Verwaltung, Politik und Mediziner zusammen

Wie steht es um die ambulante medizinische Versorgung im Landkreis Aurich und was kann auf kommunaler Ebene unternommen werden, um die Situation zu verbessern? Das waren die Kernfragen einer Klausurtagung, zu der die Kreisverwaltung die Vertreter der Kreistagsfraktionen und der Gemeinden sowie Fachleute aus dem Medizin- und Gesundheitssektor ins Auricher Seminarhotel eingeladen hatte. Denn dass dringend etwas getan werden muss, darin waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der zweieinhalbstündigen Veranstaltung einig, die von Malte Liebl-Wachsmuth (Amt für Gesundheitswesen) moderiert wurde.

So wies der medizinische Leiter des Amtes für Gesundheitswesen, Dr. Sebastian Brückel, auf den ärztlichen Fachkräftemangel im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst hin.

In vielen Praxen werde aufgrund der hohen Belastung „nah am Limit“ gearbeitet, stellte der Geschäftsführer der Bezirksstelle Aurich der Kassenärztlichen Vereinigung (KVN), Dieter Krott, fest. Der ärztliche Versorgungsgrad in der Region sinke und es werde immer schwieriger, Nachfolger für allgemein- und fachärztliche Praxen zu finden.

Wie hoch die Arbeitsbelastung in den Praxen ist, machte die Hager Allgemeinmedizinerin und Palliativärztin Eva Wortberg deutlich. Durch die stetig steigenden bürokratischen und technischen Anforderungen werde die ohnehin angespannte Situation weiter verschärft.

„Das raubt unglaublich viel Zeit“, betonte Wortberg.

Diese Zeit fehle dann für die Patienten, bekräftigte Dr. Fabian Freudenthaler, der in Norden als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie tätig ist.  Auch gebe es bei der medizinischen Versorgung ein deutliches Gefälle zwischen Stadt und Land.

Gerade im ländlichen Bereich werde sich die Situation aufgrund der Altersstruktur bei den praktizierenden Ärzten weiter verschärfen, erklärte Dr. Lukas Bockelmann (Timmel). Der Vorsitzende des Ärztevereins Aurich wies ebenfalls auf den erheblichen bürokratischen Aufwand, „demotivierende Budgetierungen“ und Fehlentwicklungen bei der Digitalisierung hin. Diese Situation mache es Ärzten schwer, sich um ihre eigentlichen Aufgaben zu kümmern. Auch regte Bockelmann die Schaffung einer Koordinierungsstelle an, die im Landkreis Aurich als zentrale Anlaufstelle für Studierende, Ärzte in der Weiterbildung und Weiterbilder dienen könnte.

Ein Regionales Versorgungszentrum, so wie es in Norden aufgebaut werden soll, würde die hausärztliche Versorgung und unterschiedlichste Angebote der Daseinsvorsorge kombinieren, erläuterte der Geschäftsführer des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ), Thomas Hippen. Das Spektrum reicht von der Tagespflege und Beratungsangeboten bis zu Hebammendiensten oder Physiotherapie. So könnten Angebote der Daseins- und Gesundheitsvorsorge gebündelt, Patienten an einem Ort umfassend betreut, der Fachkräftemangel gelindert und Hausärzte eingebunden und sogar gewonnen werden.

Neue nicht-ärztliche Kräfte, wie der „Physician Assistant“ oder die „Community Health Nurse“, könnten Aufgaben der Ärzte übernehmen und diese damit entlasten, erklärte Prof. Dr. Philipp Walther, Mitbegründer und stellvertretender Vorsitzender des Vereins Gesundes Ostfriesland e.V. Innovative Organisationsformen in der Patientenversorgung würden verschiedene Professionen unter einem Dach zusammenfassen - von den jeweiligen Haus- und Fachärzten bis zu Pflege- und Therapieangeboten sowie Angeboten zur Gesundheitsförderung. Die Telemedizin wiederum biete die Möglichkeit, Patienten digital zu betreuen und sei somit gerade im ländlichen Bereich ein wichtiger Baustein der Gesundheitsversorgung.

Den Kurzvorträgen schloss sich eine Diskussion an. Bund und Land müssten durch eine grundlegende Veränderung der Rahmenbedingungen die Voraussetzungen für eine Verbesserung der ambulanten Versorgung - gerade im ländlichen Bereich - schaffen, sagte Landrat Olaf Meinen.

Wichtig sei es, miteinander im Austausch zu bleiben, die Kräfte in der Region zu bündeln und eigene Initiativen zu entwickeln, war sich der Landrat mit den Vertretern der Ärzteschaft einig.

„Wir werden es nur gemeinsam schaffen“, appellierte auch Gesundheitsexperte Dr. Philipp Walther.

Weitere Gespräche sollen folgen und das Thema dann im Ausschuss für Gesundheit und Pflege des Landkreises beraten werden.